Es scheint logisch: Die empfindliche dünne Haut wird von einer dicken darüber sitzenden Hornhaut geschützt. Und wenn die Haut gut durch die dicke Hornhaut geschützt ist, dann kommt doch auch so schnell keine Blase. Tja, leider nein. Wenn wir in die Tiefe gehen und uns anschauen, was unter der Hornhaut bei Belastung geschieht, finden wir schnell den Fehler.
Hornhaut erzeugt Scherkräfte
Nicht wenige Sportler haben sehr raue Hornhautstellen, vor allem an den Fersen. In vielen Fällen sind bereits Risse (Schrunden) entstanden. Raue Oberflächen besitzen einen hohen Reibungswiderstand. Der Reibungswiderstand rauer Hornhaut setzt direkt an der Socke an und bremst zusammen mit der Socke die Bewegung der Hautoberfläche ab. Dadurch werden Scherkräfte zwischen Hautoberfläche und dem Fußknochen erzeugt. Und Scherkräfte sind letztendlich die Ursachen von Blasen.
Warum bildet sich Hornhaut?
Ursachen für eine Hornhautbildung sind Druck, Reibung, sportliche Betätigung und Veranlagung. Unsere Haut reagiert auf diese Reize mit einem schützenden Mechanismus, indem sie Hornhaut bildet. Besonders häufig sind Fersen und Fußsohlen von vermehrter Hornhaut betroffen, da die dortige Druckbelastung beim Gehen am höchsten ist.
Wie sieht Hornhaut aus?
Hornhautflächen sind in vielen Fällen etwas gelblich und kreisförmig. Die Flächen selbst sind in der Regel größer als beispielsweise Hühneraugen. An ihren Oberflächen zeigen sich häufig kreuzende Linien. Eine übermäßig ausgeprägte Hornhautdicke führt allerdings zu schmerzhafter Schrundenbildung und stellt sich als sogenannte Hornhautplatte dar.
Die Hornhautpatte besteht aus komprimierten, festen Hornzellen und sitzt wie ein Block ohne jegliche Elastizität auf durchblutetem Gewebe. Bei extremen Belastungen, speziell beim Laufen und Wandern entstehen bei jedem Auftritt nicht nur Druck, sondern auch Längs- und Querkräfte. Als Folge hiervon kann es zu einer teilweisen Lösung der Hornhaut oder zur Einblutung und Einnässung mit Blasenbildung unter der Hornhautplatte kommen. Hier hast du die Antwort auf die Frage „Schützt dicke Hornhaut vor Blasen?“: Nein!
Blasen unter dicker Hornhaut
Blasen, die sich unter einer dicken Hornhautschicht bilden, ist nur sehr schwer beizukommen, da sie sich recht tief im Gewebe befinden. Demzufolge lassen sich diese Blasen nicht so einfach öffnen und behandeln wie solche, die mehr auf der Hautoberfläche sitzen.
Um an diese Blasen heranzukommen, müssen kleine Skalpelle oder Nadeln benutzt werden, die durch die Hornhautschicht dringen können. Für diese Form der Blasenbehandlung empfehlen wir den Gang zu ausgebildeten Fachkräften, wie z.B. Podolog:innen.
Bildunterschrift: Im Querschnitt durch die Haut ist gut erkennbar, warum es so schwer ist, eine Blase unter einer dicken Hornhautschicht zu behandeln (siehe Grafik rechts).Hornhaut dosiert reduzieren
Um den Reibungswiderstand der rauen Hornhaut zu reduzieren, muss ein Teil der Hornhaut abgetragen werden, damit die Haut an der betreffenden Stelle wieder etwas „glatter“ wird. Unter den Gesichtspunkten der Blasenverhinderung muss das Ziel sein, nicht die gesamte Hornhaut zu entfernen, sondern eine dosierte Hornhautschicht am Fuß zu belassen. Die schützende Wirkung der Hornhaut soll dadurch erhalten bleiben. Wir empfehlen ein bis zwei Wochen vor einer größeren Wanderung, die Füße podologisch behandeln zu lassen.
Dicke Hornhaut mechanisch reduzieren
Sollte sich die Hornhautplatte bereits stark ausgebildet haben, bleibt dir nichts anderes übrig, als mit einer mechanischen Methode Vorarbeit zu leisten. Aufgrund der hohen Verletzungsgefahr raten wir dir von Hornhauthobeln und Hornhautraspeln ab. Bimssteine, die aus porösem Vulkangestein bestehen sind zwar die bessere Wahl, eignen sich aber nur bei feiner Hornhaut.
Bildunterschrift: Bei der Verwendung von Hobeln und Raspeln droht Verletzungsgefahr! Bimssteine und Feilen eignen sich dagegen nur für feine Hornhaut.
Trotz der höheren Anschaffungskosten (im Vergleich zu Klingen oder Messern) sowie des regelmäßigen Ersatzes der Schleifrollen, sind nach unseren Erfahrungen elektrische Hornhautentferner hier die beste Wahl. Sie entfernen zuverlässig auch starke Verhornungen und sind leicht zu handhaben. Mit diesen Geräten wird die Hornhaut schichtweise abgeschliffen. Erreicht wird das, durch eine sich drehende Rolle, die mit Mikrogranulat oder Diamantpartikeln beschichtet ist.
Bildunterschrift: Dicke Hornhautschichten können mit einem elektrischen Hornhautentferner sanft verringert werden. Er ist leicht zu handhaben und auch für dicke Hornhaut geeignet.
Warum bildet sich Hornhaut immer wieder neu?
Gut zu wissen: Hornhaut hat ein „Gedächtnis“, sie merkt sich, auf welche Art sie entfernt worden ist. Hornhaut bildet sich, um den Fuß vor mechanischen Irritationen zu schützen. Irritationen, wie sie beispielsweise beim Tragen zu enger Schuhe entstehen. Zu den mechanischen Irritationen zählt ebenso die Entfernung der Hornhaut durch Hobel, Feilen oder Bimssteine. Dermatologen und Podologen beobachten bei Patienten eine vermehrte Hornhautneubildung, sobald diese „Entfernungswerkzeuge“ eingesetzt wurden.
Hornhaut einfach „wegcremen“
Im Gegensatz zur mechanischen Hornhautentfernung fördern Hornhautcremes nicht die Bildung weiterer Verhornungen. Sie sind im Vergleich zu den mechanischen Hilfsmitteln unkompliziert und ohne Verletzungsgefahr anwendbar. Dafür benötigt die Hornhaut allerdings etwas länger, bis sie verschwunden ist. Gib deiner Haut daher etwas mehr Zeit, wenn du deine Hornhaut einfach wegcremen möchtest, damit sich die Hornhaut Schicht für Schicht zurückbilden kann.
Bei der Auswahl der Creme solltest du immer auf deren Wirkstoffgehalt achten. Die richtigen Wirkstoffe (z.B. Urea) helfen nämlich, die Hornhaut flexibler zu machen und Verhornungen zu lösen. Aus eigener Erfahrung empfehlen wir den Hornhautbalsam FUSSFAiR der Herstellerfirma Badestrand Kosmetik. Der Balsam wird in Deutschland hergestellt und umweltfreundlich in einem handlichen Glastiegel angeboten. Laut Angaben des Herstellers ist die Wirkung dermatologisch bestätigt.
Bildunterschrift: Der Hornhaut-Balsam FUSSFAiR reduziert dicke Hornhaut auf sanfte Weise (siehe animierte Grafik links). Eine konsequente Anwendung über wenige Wochen führt zu einer merklichen Reduktion der Hornhaut am Fuß.
Sparsam dosiert und 2 x täglich regelmäßig angewendet, lässt sich die Hornhautdicke und die Elastizität steuern. Durch die besondere mineralölfreie Zusammensetzung der FUSSFAiR-Emulsion dringen die Hauptwirkstoffe (Harnstoff, Weidenrinde und Salicylsäure) in die Hornhaut ein, bringen die gewünschte Elastizität zurück und reduzieren die Hornhautstärke. Die Dauer der Anwendung richtet sich nach der gewünschten Hornhautstärke. Ist die angestrebte Stärke und Elastizität erreicht, kannst du die Anwendung beenden.
Kurz zusammengefasst:
Dicke Hornhaut schützt nicht vor Blasen. Ganz im Gegenteil, Blasen unter der dicken Hornhaut sind der Blasen-Supergau, da man sehr schlecht an die tief liegenden Blasen herankommt.
Um Blasen unter der Hornhaut zu verhindern, müssen Scherkräfte als Ursache der Blasenentstehung dezimiert werden. Da Scherkräfte durch den Reibungswiderstand rauer und dicker Hornhaut an der Socke entstehen, führt eine gezielte, maßvolle Entfernung der Hornhaut zur Reduktion der Scherkräfte.
Zur Entfernung der Hornhaut solltest du aufgrund der Verletzungsgefahr und der zu erwartenden Hornhautneubildung nur bei einer starken Hornhautschicht zu mechanischen Hilfsmitteln greifen.
Hornhaut kann man einfach „wegcremen“. Um eine dosierte Hornhautschicht zu erhalten und zu kultivieren, empfehlen wir den Einsatz von Hornhautcremes.